Neuer Aufruhr am Stahlmarkt: Die Folgen des Ukraine-Konflikts

06.04.22 | Branchen-News

Nachdem sich die Versorgungslage am Stahlmarkt gerade etwas entspannt hatte, kommt es zu neuen Verwerfungen. Der Ukraine-Konflikt hat massive Auswirkungen auf den Stahlmarkt und die vorgelagerten Rohstoffmärkte. Welche Folgen haben wegfallende Importe aus den Krisenländern für die Versorgung des EU-Marktes? Welche Preiswirkungen bei Rohstoffen und Stahlerzeugnissen sind zu beobachten? Was kann man über die weitere Entwicklung sagen?

Herr Andreas Schneider, einer der renommiertesten deutschen Stahlmarktexperten, hat im Rahmen unseres Webinars zu diesen Fragen Stellung bezogen und einen Ausblick auf die Perspektiven gegeben.

Die wichtigsten Eckpunkte aus dem Webinar

Versorgungsrisiken:

  • Die Ukraine & Russland machen zwar nur 5% der Welt-Rohstahlerzeugung aus, allerdings fast 60% der EU-Einfuhren von Quartoblechen
  • Die EU-Safeguards wurden zum 16.3. angepasst und die Kontingente geändert/neu verteilt

Risiko für Stahlerzeugung:

  • Fast 90% der EU-Einfuhren an Halbzeugen / Brammen stammen aus Russland / der Ukraine. Diese werden später zu Flacherzeugnissen ausgewalzt. Daher akuter Brammenmangel im EU-Markt. Indirekte Auswirkung auf den Flachstahlmarkt derzeit noch unklar.

Wie schnell können Stahl- und Halbzeugimporte ersetzt werden?

  • Ausreichende Weltmarktkapazitäten sind vorhanden
  • Umlenkung von russischen Mengen (Asien/Europa) wahrscheinlich
  • Offen ist, wie sich der asiatische Markt verhält

Wie sieht es mit der Rohstoffversorgung von EU-Stahlherstellern aus?

  • Versorgungsprobleme bei zahlreichen (Legierungs-)metallen möglich, wie Nickel, Kobalt, Chrom,…
  • Größtes Risiko ist die Unterbrechung der Gaslieferungen aus Russland
  • Derzeit ist eine Beeinträchtigung der Stahlerzeugung noch nicht erkennbar

Und die Preisrisiken?

  • Zunächst starker Anstieg der schon rekordhohen Rohstoffpreise, dann teilweise Korrektur
  • Energiepreise unter nie zuvor da gewesenen Schwankungen auf sehr hohem Niveau
  • Rohstoffkosten der Hochofenroute im März 2022 um ca. 110 €/t auf neuem Höchststand
  • Spotmarktpreise steigen bis Mitte März um ca. 400 – 500€/t
  • Werke bieten nur geringe Mengen an

Erwartung auf heutiger Basis:

  • Kurzfristig sind die Risiken größer als die Chancen aufgrund der Gefahr neuer Störungen
  • Mittelfristig könnte der Fokus von der Angebots- auf die Nachfrageseite rücken.

Genaue Details zu den Themenblöcken sowie das Fazit erfahren Sie in unserem Video. Um das Video abzuspielen, melden Sie sich bitte im Portal an.